Die Apple Watch ist längst mehr als nur ein schickes Accessoire am Handgelenk – sie ist zu einem vollwertigen Minicomputer geworden, der Zugriff auf sensible Daten, Zahlungsinformationen und persönliche Kommunikation bietet. Genau deshalb solltest du die Sicherheitseinstellungen deiner Smartwatch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit kann ausreichen, damit Unbefugte Zugang zu deinen Banking-Apps, E-Mails oder anderen privaten Informationen erhalten.
Warum die Standard-Sicherheitseinstellungen nicht ausreichen
Apple liefert die Watch zwar mit grundlegenden Sicherheitsfunktionen aus, doch die Werkseinstellungen sind oft auf Benutzerfreundlichkeit optimiert – nicht auf maximalen Schutz. Der voreingestellte vierstellige Passcode mag praktisch sein, bietet aber nur 10.000 mögliche Kombinationen. Sicherheitsexperten bezeichnen diese Konfiguration als erschreckend unsicher, da ein entschlossener Angreifer theoretisch alle Möglichkeiten durchprobieren könnte. Besonders problematisch wird es, wenn du häufig genutzte Zahlenkombinationen wie 1234 oder dein Geburtsjahr verwendest – oder wenn jemand einfach über deine Schulter schaut, während du die Uhr entsperrst.
Der sechsstellige Passcode: Deine erste Verteidigungslinie
Die Umstellung auf einen sechsstelligen Code erhöht die möglichen Kombinationen auf eine Million – das ist ein gewaltiger Unterschied, der deine Sicherheit erheblich verbessert. Die Einrichtung ist denkbar einfach: Öffne die Watch-App auf deinem iPhone, navigiere zu Code in den Einstellungen, tippe auf Code ändern und wähle dann Eigenen Code hinzufügen statt der Standardoption. Stelle dabei sicher, dass du mindestens sechs Ziffern eingibst.
Ein cleverer Trick: Nutze keine offensichtlichen Muster oder Wiederholungen. Mische Zahlen durcheinander, die für dich eine Bedeutung haben, aber für Außenstehende völlig willkürlich wirken. Vermeide dabei Geburtsdaten, die jemand mit etwas Recherche herausfinden könnte.
Handgelenkerkennung: Verstehe die Risiken richtig
Bei der Handgelenkerkennung herrscht oft Verwirrung über ihre tatsächliche Funktion. Entgegen vieler Annahmen entsperrt sie die Apple Watch automatisch, wenn du sie anlegst, und hält sie entsperrt, solange sie am Handgelenk sitzt. Das bedeutet: Während du die Uhr trägst, bleibt sie permanent entsperrt – und alle Benachrichtigungen werden ungeschützt auf dem Display angezeigt.
Diese Funktion ist praktisch für den Alltag, kann aber zum Sicherheitsrisiko werden. Wenn jemand kurzfristig Zugriff auf deine getragene Uhr erhält, sind deine Daten offen zugänglich. Sicherheitsexperten empfehlen für maximalen Schutz sensibler Daten sogar, diese Funktion zu deaktivieren. Falls du die Handgelenkerkennung dennoch nutzen möchtest, findest du die entsprechende Einstellung in der Watch-App auf deinem iPhone unter Code.
Ein wichtiger Hinweis: Die Handgelenkerkennung funktioniert nur zuverlässig, wenn die Watch eng genug am Handgelenk sitzt. Zu locker getragen, kann es zu Fehlalarmen kommen. Experimentiere mit der Position des Armbands, bis du die richtige Balance findest.
App-spezifische Sperren: Schutz für deine sensibelsten Daten
Während der Basis-Passcode deine gesamte Watch schützt, kannst du für besonders kritische Apps zusätzliche Sicherheitsebenen einrichten. Banking-Apps, Gesundheitsdaten oder E-Mail-Clients verdienen Extra-Aufmerksamkeit. Viele moderne Banking-Apps bieten eigene Sicherheitsfunktionen speziell für die Apple Watch. In der iPhone-Version der jeweiligen App findest du oft Einstellungen für die Watch-Companion-App, wo du zusätzliche Authentifizierungen aktivieren kannst. Manche Apps unterstützen sogar biometrische Verifikation über dein iPhone, bevor sie auf der Watch zugänglich werden.

So richtest du App-Sperren ein
Die Vorgehensweise variiert je nach App, aber das Prinzip bleibt gleich: Öffne die Banking- oder E-Mail-App auf deinem iPhone und suche nach Einstellungen für die Apple Watch oder Wearables. Aktiviere dort Optionen wie Bei jedem Start authentifizieren oder Zusätzliche PIN erforderlich. Für Apps ohne native Watch-Sperren kannst du alternativ die Anzeige sensibler Benachrichtigungen auf der Watch komplett deaktivieren.
Benachrichtigungen intelligent konfigurieren
Deine Apple Watch zeigt standardmäßig alle Benachrichtigungen an – auch sensible Inhalte aus E-Mails oder Nachrichten. Das ist praktisch, aber riskant. Wenn deine Uhr unbeaufsichtigt ist oder du sie verlierst, können andere mitlesen. Gehe in der Watch-App zu Mitteilungen und deaktiviere Hinweise anzeigen für Banking-Apps. Aktiviere außerdem Benachrichtigungen bei gesperrter Uhr verbergen in den Datenschutzeinstellungen. Für E-Mail empfiehlt es sich, nur den Absender anzuzeigen, nicht den Inhalt.
Zwei-Faktor-Authentifizierung nicht vergessen
Deine Apple Watch ist mit deiner Apple-ID verknüpft, und genau hier liegt ein oft übersehener Schwachpunkt. Wenn deine Apple-ID kompromittiert wird, können Angreifer auf alle verbundenen Geräte zugreifen – einschließlich deiner Watch. Die Zwei-Faktor-Authentifizierung für die Apple-ID sollte selbstverständlich sein. Sie stellt sicher, dass selbst bei einem kompromittierten Passwort niemand Zugriff auf das Konto und damit auf die Verwaltung der Apple Watch erhält. Bei den Einstellungen deines iPhones unter Apple-ID und Passwort & Sicherheit kannst du dies einrichten.
Was tun bei Verlust?
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann eine Apple Watch verloren gehen oder gestohlen werden. Hier ist schnelles Handeln gefragt: Nutze die Wo ist?-App auf deinem iPhone, um die Watch zu lokalisieren. Aktiviere den Modus Verloren, der die Uhr sperrt und eine Nachricht mit Kontaktdaten anzeigt. Wenn du sicher bist, dass du sie nicht wiederfindest, lösche die Watch remote. Der Verlustmodus aktiviert automatisch einen Standortverlauf und benachrichtigt dich, sobald die Uhr wieder online geht. Alle Apple Pay-Karten werden sofort deaktiviert.
Regelmäßige Sicherheitschecks etablieren
Sicherheit ist kein einmaliges Setup, sondern ein fortlaufender Prozess. Nimm dir alle paar Monate Zeit, um deine Einstellungen zu überprüfen. Besonders nach watchOS-Updates können neue Sicherheitsfunktionen hinzugekommen sein, die du aktivieren solltest. Prüfe auch regelmäßig, welche Apps Zugriff auf deine Watch haben. In der Watch-App unter Meine Watch siehst du alle installierten Programme.
Diese Überprüfung sollte mindestens vierteljährlich durchgeführt werden. Apps, die du nicht mehr nutzt, sollten komplett entfernt werden – inklusive ihrer Zugriffsrechte. Jede zusätzliche App ist ein potenzielles Einfallstor. Die Kombination aus starkem sechsstelligen Passcode, bewusstem Umgang mit der Handgelenkerkennung und app-spezifischen Sperren verwandelt deine Apple Watch von einem potenziellen Sicherheitsrisiko in eine gut geschützte Festung am Handgelenk. Der kleine Zeitaufwand für die Einrichtung zahlt sich aus, wenn es darauf ankommt – und gibt dir die Gewissheit, dass deine persönlichen Daten auch unterwegs sicher bleiben.
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