Während andere im Vorweihnachtsstress versinken, jagen diese Paare in Reykjavik Nordlichter – und zahlen nur halb so viel wie Sommertouristen

Stellt euch vor, ihr spaziert Hand in Hand durch dampfende Straßen, während Nordlichter über den dunklen Himmel tanzen und die Luft so klar ist, dass jeder Atemzug belebt. Reykjavik im Dezember ist nicht einfach nur ein Reiseziel – es ist eine Einladung, gemeinsam in eine Welt einzutauchen, die zwischen arktischer Wildnis und urbaner Gemütlichkeit schwebt. Während die meisten europäischen Städte in vorweihnachtlichem Trubel versinken, bietet Islands Hauptstadt etwas ganz Besonderes: authentische Momente zu zweit, umgeben von einer Natur, die ihre Magie gerade in den dunkelsten Monaten des Jahres entfaltet.

Der Dezember mag auf den ersten Blick unkonventionell für einen Städtetrip erscheinen, doch genau darin liegt der Reiz. Die Besucherströme des Sommers sind längst abgeebbt, die Preise deutlich gefallen, und die Stadt zeigt sich von ihrer intimsten Seite. Mit nur etwa vier Stunden Tageslicht verwandelt sich Reykjavik in eine Kulisse aus warmem Lichterschein, glühenden Fenstern und jener nordischen Gemütlichkeit, die die Isländer „hygge“ nennen – auch wenn sie es selbst nicht so bezeichnen würden.

Wenn die Nacht zum Tag wird

Die kurzen Tage in Reykjavik im Dezember sind kein Nachteil, sondern eine Gelegenheit. Zwischen etwa elf Uhr morgens und drei Uhr nachmittags taucht die Sonne die Stadt in ein magisches, goldenes Licht, das Fotografen verzückt und selbst alltägliche Momente poetisch wirken lässt. Die restliche Zeit verbringt ihr in einer blauen Dämmerung, die perfekt dazu passt, gemeinsam durch die bunten Straßen der Altstadt zu schlendern.

Die charakteristischen Wellblechfassaden in Rot, Gelb und Blau leuchten gegen den dunklen Himmel und schaffen eine Atmosphäre, die irgendwo zwischen Märchen und Moderne liegt. Laugavegur, die Haupteinkaufsstraße, erstrahlt in festlicher Beleuchtung, ohne dass es kitschig wirkt. Hier findet ihr kleine Boutiquen mit isländischem Design, Plattenläden mit lokaler Musik und gemütliche Cafés, in denen ihr euch bei einer heißen Schokolade aufwärmen könnt – für etwa 4 bis 5 Euro durchaus erschwinglich.

Naturschauspiele für Verliebte

Das eigentliche Highlight eines Dezemberbesuchs in Reykjavik ist natürlich die Jagd nach den Nordlichtern. Von der Stadt aus könnt ihr bei klarem Himmel und geringer Lichtverschmutzung oft schon Aurora Borealis beobachten. Besonders lohnend ist ein Spaziergang zur Küste bei Grótta, einem Leuchtturm am westlichen Ende der Halbinsel Seltjarnarnes. Der Weg dorthin ist kostenfrei, die öffentlichen Busse bringen euch für etwa 4 Euro pro Fahrt hin, und die Chancen, hier das grüne Leuchten am Himmel zu sehen, stehen gut.

Wenn ihr etwas mehr Planungssicherheit wollt, lohnt sich eine selbstorganisierte Fahrt ins Umland. Mietwagen sind im Dezember deutlich günstiger als im Sommer – rechnet mit etwa 30 bis 40 Euro pro Tag für ein Kleinwagen. Der Þingvellir-Nationalpark, Teil des berühmten Golden Circle, liegt nur 45 Minuten entfernt und bietet nicht nur historische Bedeutung als Ort des ersten isländischen Parlaments, sondern auch dramatische Landschaften und absolute Dunkelheit für die Nordlichtbeobachtung.

Geothermale Wärme ohne Touristenmassen

Die Blaue Lagune ist weltberühmt – und entsprechend teuer. Für Paare mit kleinem Budget gibt es jedoch wunderbare Alternativen. Die geothermalen Strandbäder entlang der Küste Reykjaviks sind weitgehend kostenfrei und bieten ein authentischeres Erlebnis. Am Nauthólsvík Beach findet ihr einen geothermalen Strand mit warmem Wasser, wo Einheimische auch im Dezember baden. Der Eintritt in die Umkleidekabinen kostet etwa 7 Euro, das Baden selbst ist frei.

Noch lokaler wird es in den öffentlichen Schwimmbädern der Stadt, von denen es über ein Dutzend gibt. Für etwa 10 Euro erhaltet ihr Zugang zu beheizten Außenbecken, mehreren Hot Pots mit unterschiedlichen Temperaturen und Saunen. Die Sundhollin ist das älteste Schwimmbad Islands und bietet genau diese Erfahrung mitten in der Stadt. Hier trefft ihr auf Isländer aller Altersgruppen, die ihre tägliche Routine pflegen – ein Fenster in den Alltag, das unbezahlbar ist.

Kulinarische Entdeckungen ohne Luxuspreise

Island hat den Ruf, teuer zu sein, und Restaurants können das Budget tatsächlich sprengen. Ein Hauptgericht in einem gehobenen Restaurant kostet schnell 30 bis 40 Euro. Doch Reykjavik bietet clevere Alternativen für Paare, die authentisch essen wollen, ohne das Konto zu plündern.

Die Supermärkte sind eure besten Freunde. Bonus, mit dem markanten rosa Sparschwein als Logo, ist die günstigste Kette. Hier könnt ihr isländischen Skyr (einen proteinreichen Joghurt), frisches Brot, Aufschnitt und lokalen Käse für ein Picknick zu zweit kaufen. Ein romantisches Frühstück mit Blick auf den Hafen kostet euch so vielleicht 15 Euro für beide zusammen statt 40 Euro im Café.

Mittags bieten viele Restaurants deutlich günstigere Tagesmenüs an. Sucht nach „Dagstilboð“ (Tagesangebot), das oft Suppe, Hauptgericht und Kaffee für 15 bis 20 Euro umfasst. Besonders lohnenswert sind die zahlreichen Bäckereien, wo ihr für 5 bis 7 Euro herzhaft gefüllte Pitas oder traditionelle Pylsur (Hotdogs) bekommt – tatsächlich ein isländisches Kulturgut, das auch Bill Clinton probiert hat.

Street Food und lokale Spezialitäten

Am alten Hafen hat sich eine lebendige Szene entwickelt mit kleinen Imbissen in umgebauten Lagerhallen. Hier findet ihr frische Fischsuppe für etwa 12 Euro, Fish and Chips aus tagesfrischem Fang für 15 Euro oder vegetarische Optionen, die zeigen, dass Islands Küche mehr ist als nur Lamm und Fisch. Die Atmosphäre ist ungezwungen, oft teilt man sich lange Tische mit anderen Reisenden, und die Portionen sind großzügig.

Für ein besonderes Erlebnis zu zweit könnt ihr euch an den Wochenenden zum Kolaportið-Flohmarkt begeben. Jeden Samstag und Sonntag öffnet dieser Indoor-Markt seine Türen mit Ständen voller Antiquitäten, Second-Hand-Kleidung, Bücher und – besonders interessant – traditionellem isländischem Essen. Probiert fermentierte Gerichte (wenn ihr mutig seid), getrockneten Fisch oder hausgemachte Marmeladen. Der Eintritt ist frei, und die Atmosphäre authentisch isländisch.

Unterkunft mit Charakter statt Sterne

Hotels in Reykjavik können auch im Dezember empfindlich teuer sein. Eine clevere Alternative sind Gästehäuser und Hostels mit Privatzimmern. Für 60 bis 80 Euro pro Nacht findet ihr saubere Doppelzimmer mit eigenem Bad in zentraler Lage. Viele dieser Unterkünfte bieten Gemeinschaftsküchen, wo ihr selbst kochen und erheblich sparen könnt.

Airbnb und ähnliche Plattformen sind in Reykjavik reguliert, aber noch verfügbar. Kleine Studios oder Einliegerwohnungen kosten im Dezember zwischen 70 und 100 Euro pro Nacht und bieten mehr Privatsphäre und die Möglichkeit, wie Einheimische zu leben. Achtet auf Unterkünfte in den Vierteln rund um das Zentrum – Gehdistanz ist im Dezember Gold wert, wenn die Temperaturen um den Gefrierpunkt liegen.

Fortbewegung in der kompakten Hauptstadt

Reykjaviks größter Vorteil ist seine Kompaktheit. Das Zentrum lässt sich problemlos zu Fuß erkunden, und die meisten Sehenswürdigkeiten liegen innerhalb von 20 Gehminuten. Investiert in gutes Schuhwerk und windabweisende Kleidung – das spart euch Transportkosten und lässt euch die Stadt intensiver erleben.

Für weitere Strecken ist das Bussystem überraschend effizient. Eine Einzelfahrt kostet etwa 4 Euro, aber die Reykjavik City Card bietet unbegrenzte Busfahrten plus freien Eintritt in Schwimmbäder und Museen. Für 24 Stunden zahlt ihr etwa 40 Euro, für 48 Stunden circa 55 Euro – für ein Paar, das viel vorhat, kann sich das rechnen.

Ausflüge selbst organisieren

Viele der klassischen Ausflugsziele rund um Reykjavik sind mit Mietwagen leicht zu erreichen. Der Golden Circle – Þingvellir, Geysir und Gullfoss – ist auch im Dezember befahrbar, sofern ihr die Wettervorhersagen checkt. Die Hauptstraßen werden geräumt, und die Sehenswürdigkeiten sind frei zugänglich. So spart ihr gegenüber organisierten Touren mindestens 50 bis 70 Euro pro Person.

Die Halbinsel Reykjanes mit ihren dramatischen Lavafeldern, dampfenden Quellen und dem Leuchtturm von Reykjanestá liegt nur 30 Minuten südlich und kostet nichts außer dem Benzin. Die Landschaft wirkt im Dezember besonders mystisch, wenn Nebel über den schwarzen Felsen hängt und die Wellen des Atlantiks gegen die Küste krachen.

Kulturelle Momente zu zweit

Reykjavik ist trotz seiner geringen Größe eine Kulturhauptstadt. Die Konzert- und Konferenzhalle Harpa am Hafen ist architektonisch beeindruckend und bietet oft kostenlose Mittagskonzerte. Ein Spaziergang durch das Gebäude selbst, dessen Glasfassade das Licht in tausend Farben bricht, kostet nichts und ist Instagram-würdig.

Museen verlangen meist zwischen 15 und 20 Euro Eintritt, aber viele haben spezielle Abendstunden mit reduzierten Preisen. Das Nationalmuseum erzählt Islands Geschichte von der Besiedlung bis heute und gibt euch Kontext für alles, was ihr draußen seht. Für moderne Kunst ist das Reykjavik Art Museum über drei Standorte verteilt – ein Ticket gilt für alle drei.

Abends verwandelt sich Reykjaviks Musikszene. Kleine Venues bieten Live-Musik von Jazz über Indie bis elektronische Klänge, oft mit freiem oder günstigem Eintritt (5 bis 10 Euro). Fragt Einheimische nach Empfehlungen oder folgt lokalen Facebook-Gruppen für Event-Tipps. Die isländische Musikszene hat internationale Stars hervorgebracht, und die Clubatmosphäre ist entspannt und inklusiv.

Der Dezember bringt auch die Vorweihnachtszeit mit sich. Reykjavik feiert mit verschiedenen Märkten und Events, die meist kostenlos sind. Die Beleuchtung der Stadt wird intensiver, und überall duftet es nach Zimt und gerösteten Mandeln. Die Isländer feiern 13 verschiedene Weihnachtsmänner, die Jólasveinar, die in den 13 Nächten vor Weihnachten nacheinander in die Stadt kommen – eine charmante Tradition, die ihr überall in Dekorationen wiederfindet.

Reykjavik im Dezember fordert euch heraus mit seiner Dunkelheit und Kälte, belohnt euch aber mit Momenten, die ihr nirgendwo sonst findet. Als Paar erlebt ihr eine Stadt, die intim und überschaubar ist, umgeben von Naturgewalten, die größer sind als alles, was ihr kennt. Mit etwas Planung und der Bereitschaft, euch auf das isländische Tempo einzulassen, wird diese Reise nicht nur erschwinglich, sondern unvergesslich.

Was würdest du in Reykjaviks Polarnacht zuerst erleben?
Nordlichter jagen am Leuchtturm
Geothermales Bad unter Sternen
Durch dämmerige Straßen schlendern
Isländischen Hotdog probieren
Live-Musik in kleinem Venue

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